Mittwoch, 18. Oktober 2006
Neuss Weingartenstraße
Eine unserer Auszubildenden muss von Gladbeck in die Berufsschule in Neuss gehen. Das ist nicht böser Wille des Ausbildungsbetriebes, der seinen Sitz in Meerbusch hat. Nein, die Schulen und das Schulministerium in NRW sind die verursacher dieser Misere.

Diese achten nämlich ohne jeden Sinn und Verstand inzwischen peinlich genau darauf, dass Auszubildende, auch wenn es Ihrem Wunsch und dem Wunsch des Betriebes entspricht, nicht an ihrem Wohnort sondern am „zuständigen Schulort“ des Sitzes des Unternehmens „eingeschult“ werden.

Nun möchte man über die lausige Qualität und das selbstgefällige Selbstverständnis der Berufsschulen und des Schulministeriums in diesem Land eh kein Wort mehr verlieren. Dass aber in o.g. Fall Frau Heynen von der Berufsschule Weingartenstraße in Neuss die Dreistigkeit besitzt, von einer Schülerin die Staubedingt zu spät zum Unterricht erscheint, zu verlangen, eine „Entschuldigung des Betriebes“ beizubringen, ist mal wieder eine Erwähnung als Ausbildungsverhinderer der Woche wert.

Denn es könnte ja die Auszubildende, wenn sie in Gladbeck zur Schule gehen dürfte, pünktlich zum Unterricht erscheinen - wenn auch in Gladbeck. Das Gesetz also, dass in Neuss die nutzlose Existenz des Arbeitsplatzes von Frau Heynen gewährleistet, verhindert hier ganz alleine die Pünktlichkeit der Auszubildenden. Vielleicht sollte Frau Heynen sich dafür beim Betrieb und der Auszubildenden entschuldigen.

Wir werden natürlich keinem Auszubildenden jemals irgendeine „Entschuldigung für die Berufsschule“ (sic!) schreiben. Vorher kriege ich persönlich einen Lachkrampf. Wir haben es, als diejenigen, die Ausbildungsplätze schaffen, sicher nicht nötig, Sankt Bürokratius zu huldigen. Wir haben es auch sicher nicht nötig, denen, die von Ausbildung profitieren (weil aus Menschen mit der Qualifikation zum Berufsschullehrer und Ministerialbeamten ohne Auszubildende und Ausbildungsbetriebe eh nichts weiter als zusätzliche Arbeitslose geworden wären) zu erklären, warum, wer unserer Auszubildenden, wann Ihre nutzlosen Bemühungen leider nicht persönlich zur Kenntnis nehmen (aka „am Unterricht teilnehmen“) kann.

Wir schreiben deshalb wörtlich:

Sehr geehrte Frau Heynen,

hiermit bestätigen wir Ihnen, dass wir die Fehlstunden unserer Auszubildenen <Vorname> <Nachname> für den 21.9.2006 und den 18.10.2006 zur Kenntnis genommen haben.

Mit freundlichen Grüßen
<eine ppa> i.A. <nochjemand anders>

Handschriftlicher Zusatz der Geschäftsführung:

Sehr geehrte Frau Heynen,

in den o.g. Fällen waren die „Fehlstunden“ bedingt durch Staus auf den Neusser Autobahnen. Ich bitte Sie, uns in solchen Fällen zukünftig von lästigen Nachfragen zu verschonen. Bei allem Verständnis, das wir hier dafür haben, dass Ihr berufliches Selbstbild einen Hang zu übertriebener Bürokratie (aka Amtsschimmel) für Sie quasi bedingt, müssen wir als Unternehmen doch darauf bestehen, unnötige bürokratische Hemmnisse, die gewöhnlich geeignet sind, Ausbildung eher zu verhindern als zu fördern, zu vermeiden. Wir haben allerdings Ihr persönliches Ausbildungsverhinderungsprogramm wohlwollend zur Kenntnis genommen und hier im Internet dokumentiert.

Mit freundlichen Grüßen
<ein GF> + Stempel

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Gut das die Schule die Firmen über Versäumnisse informiert, schade das es Geschäftsführer gibt, die die sinnvollen gesetzlichen Vorgaben nicht verstehen wollen/können.

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dumm nur,
dass es Leute wie Sie gibt Herr Martin, die nicht (nie) verstehen werden, dass Berufsschulen ein Abstellplatz für die unfähigsten und der den Unfähigen Le(h)erkräften dieses Landes sind.

Dumm nur, dass es Lehrer sind, die die Ursache für Pisa sind (denn ohne Beseitigung der Ursachen wird sich auch nichts bessern).

Dumm nur, dass es die unfähigsten unter den unfähigen Lehrern sind, die zusammen mit Beamten und Verwaltungssesselfurzern, die solche "sinnvollen Gesetze" erlassen, zusammen mit Ihren Gesetzen die Ursache für die Bildungsmisere in diesem Lande sind.

Wissen Sie, aus meinem Abiturjahrgang (1983 am Stadtgymnasium in Detmold) sind nur die Leute überhaupt Lehrer geworden, deren Abischnitt mindestens 1,5 Vorkommastellen unter dem meinen lag. Berufsschullehrer aber ist keiner davon geworden. So tief wollte wohl keiner sinken.

Ich habe die Einführung der neuen IT-Berufe live miterleben dürfen. Habe live miterleben dürfen, wie diese Unfähigen uns, die Ausbildungsbetriebe fragten, wie man sinnvolle Inhalte für Fächer wir "Religion" und "Sport" (für Fachinformatiker sorry dass ich immernoch lache) finden könne.

Es waren diese Leerer (ein h erübrigt sich hier grammatikalisch), die sich für Vorschläge wie "die große Rückenschule" (Sport für Fachinformatiker) und "Ethik der Wissenshaften" (Religion für Fachinformatiker) auch noch bedankten und nicht merkten, dass Leute, die ihnen solche Vorschläge unterbreiten, sie eigentlich nur zum Besten halten und der öffentlichen Lächerlichkeit preisgeben wollten.

Eins ist doch klar, ohne die Betriebe gäbe es keine praxisrelevante Ausbildung in Deutschland.

Ausschließlich mit Betrieben, aber ohne Berufsschulen, Lehrer, Beamte, IHK und Gesetze aber gäbe es immer noch Ausbildung (bessere Ausbildung! Wie ich nach 10 Jahren als Ausbilder, mehr als 30 Azubis und einer „Eigengewächs“quote von 80% unter den 25 aktuellen Angestellten meines hochspezialisierten kleinen und erfolgreichen IT-Unternehmens mit Fug und Recht behaupten darf.

Da ich außerdem seit Jahren in der Erwachsenenbildung – Seminare - in Sachen IT-Berufe tätig bin, kann ich sehr gut beurteilen, welche Organisationsformen sich für theoretische Ausbildung eignen und welche Pädagogik hier angezeigt ist – es ist weder die Organisationsform der an faschistische Zeiten erinnernden Zwangskoalition in IHKen, noch die Organisationsform der Berufsschule und um Gottes willen nicht die „Pädagogik“ der Berufsschulen oder das was Berufsschullehrer unter Pädagogik missverstehen.).

Welcher Sozialkeramiker sich also erlaubte, Berufsschullehrern, Beamten und IHK-Angestelltenüberhaupt eine berufliche Existenzberechtigung zu Lasten der ausbildenden Betriebe zu geben ist mir bis heute zu Recht fraglich.

Waren Sie’s?

Ach So, Gesetze werden in diesem Land von Lehrern gemacht (wer sonst hätte Zeit in Parlamenten umherzusitzen) das alleine lässt den Sinn von 90% aller Gesetze mehr als nur erahnen oder wie EU-Kommisar Verhaugen es auszudrücken pflegt: „Die meisten Gesetze, die von Politikern gemacht werden sind das Papier nicht wert auf das sie gedruckt werden“.

In diesem Fall übrigens erlaubte sich die Schule nicht etwa, den Betrieb zu "informieren", wie Sie in euphemistischer Verkennung der oben zitierten Tatsachen polemisch behaupten, was als Papierverschwendungwohl gerade noch durchgegangen wäre.

Die "Berufs""schule" erdreistete sich, vom Betrieb eine Erklärung (für Staubedingte Verspätungen) in Form einer Entschuldigung zu fordern.

Ich fordere ab jetzt und in Zukunft Entschuldigungen von allen, die mir beider praxisnahen betrieblichen Ausbildung fürderhin im Wege zu stehen wagen. Von den Berufsschulen als erstes.

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Passt jetzt nicht 100%
in die Debatte, aber ich wollte Ihnen diese erschütternden Beispiele von Bildungsnotstand nicht vorenthalten...

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passt wirklich nicht 100%
... aber andererseits zeigt alleine die Tatsache, dass man einen Teil der ANtworten für wahr halten möchte doch ganz gut, wozu (Berufs)schulen taugen - nicht mal das einfachste Grundlagen-Allgemeinwissen wird mehr vermittelt. (Wahres Beispiel aus meiner Auszubildendenschar: "Jutetasche? Ich dachte das wär so "rheinisch" für "gute Tasche", dass es sowas wie "Jute" wirklich gibt ts ts ts - hät ich nie gedacht").

Andererseits, dafür dass deutsche Jugendliche noch vor zwei Generationen mit der Knarre durch fremde Länder marodierten, Russen und Juden zu Abermillionen (und nicht nur die) masakrierten, haben wirs doch schon erstaunlich weit gebracht: vom barbarischen Schlächtervolk zum kulturlosen Volk in nur zwei Generationen... Das lässt, wenn dieser Trend anhält doch für die nächsten zwei Generationen hoffen. Unsere Enkel könnten tatsächlich mal einem Kulturvolk angehören. ;-)

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